Analyse der Stadtratswahl 2020 in Würzburg

Abbildung 4.

In der Stadtratswahl von 2014 holten die Grünen 0,6 Prozentpunkte mehr als 2008. Die Ergebnisse in den Stadtbezirken waren im Wesentlichen die Gleichen.

2020 gewinnen sie in jedem Stadtbezirk erheblich dazu, zwischen 6,1 Prozentpunkte in Rottenbauer und 20,4 Prozentpunkte in der Altstadt.

Die Grafik zeigt, dass die Sympathien für die Grünen in der Stadt sehr ungleich verteilt sind. So große Unterschiede wie bei ihnen gibt es bei den beiden anderen großen Parteien nicht, von 19 Prozent in der Lindleinsmühle bis über 40 Prozent in der Altstadt und in Grombühl.

Die Grünen sind offenbar mehr Milieu-Partei als CSU und SPD.

Abbildung 5. (Daten: Stadt Würzburg. Grafik: Wolfgang Jung)

Abbildung 6.

In drei Stadtbezirken gewinnt die CSU im Vergleich zu 2014 dazu: Dürrbachtal (+3,5 Prozentpunkte), Heidingsfeld (+1,9 Prozentpunkte) und Rottenbauer (+1,2 Prozentpunkte). In Rottenbauer übertrifft sie sogar ihr Wahlergebnis von 2008 um 2,7 Prozentpunkte.

Ihre größten Einbrüche hat sie da, wo die Grünen am stärksten sind: Altstadt (-7,7 Prozentpunkte), Grombühl (-6,9 Prozentpunkte), Sanderau (-6,4 Prozentpunkte), Zellerau (-4,8 Prozentpunkte) und Frauenland (-4,5 Prozentpunkte).

Das sind die Stadtbezirke, in denen sich in den vergangenen Jahrzehnten ein offenbar immer stabileres grünes Milieu gebildet hat: sie sind jünger, internationaler, leben in kleineren Haushalten und haben weniger Kinder. Hier gibt’s mehr dazu.


Abbildung 7. (Daten: Stadt Würzburg. Grafik: Wolfgang Jung)

Abbildung 8.

Die SPD verliert durchweg. In keinem Stadtbezirk konnte sie ein besseres Ergebnis holen als in vorangegangen Stadtratswahlen. Ihre Verluste betragen zwischen 6,3 Prozentpunkte im Steinbachtal bis 13,4 Prozentpunkte in Grombühl. Noch nie hat sie in Würzburg so schlecht abgeschnitten.

2020 verliert sie in den einstigen Arbeiterbezirken und roten Hochburgen Zellerau (-11,9 Prozentpunkte) und Grombühl (-13,4 Prozentpunkte) wie in der traditionell bürgerlichen Sanderau (-12 Prozentpunkte).

In acht von 13 Stadtbezirken holt sie nur noch ein einstelliges Ergebnis.

Ihr bestes Ergebnis – 12,3 Prozent in Heidingsfeld – ist schlechter als die schlechtesten Stadtbezirksergebnisse früherer Wahlen.

Der Absturz kommt nach einem Zwischenhoch

Dabei schien es 2014 für die SPD im Stadtrat wieder aufwärts zu gehen. Sie schnitt besser ab als 2008 und 2002. Das hatte wohl mit dem polarisierenden OB-Wahlkampf des städtischen Kulturreferenten Muchtar Al Ghusain zu tun.

Vier Jahre nach seiner Wahlniederlage wechselte Al Ghusain als Schul- und Kulturdezernent nach Essen. Von seinem Amt als Vorsitzender der Würzburger SPD trat er zurück. Seine Nachfolgerin, die im kommunalpolitischen Voraum wenig erfahrene und präsente Historikerin Katharina Räth blieb 16 Monate im Amt. Im März 2019 kandidierte sie nicht wieder.

Freya Altenhöner, Würzburgs SPD-Chefin seither, hatte sich bei den Jusos einen Namen gemacht, aber auch sie ist im städtischen und politischen Leben kaum präsent. Wie Räth ist sie keine mitreißende Rednerin, die verzagten Genossinnen und Genossen neuen Schwung geben könnte.

Anzulasten ist ihr das nicht. Aber ihre Personalie ist ein Hinweis auf die personellen Probleme der Würzburger SPD. Dass die Würzburger SPD mit Kerstin Westphal eine Schweinfurterin in den OB-Wahlkampf schickten, deutet ebenfalls darauf hin. Die ehemalige Europa-Abgeordnete setzte keine Themen und keine Akzente.

Abbildung 9. (Daten: Stadt Würzburg. Grafik: Wolfgang Jung)

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