Analyse der Stadtratswahl 2020 in Würzburg

Das Ergebnis der AfD

AfD. Gesamtergebnis: 3,82 Prozent

Abbildung 32.

AfD zu wählen ist offenbar keine Reaktion auf das Leben und die Umstände in unmittelbarer Nähe, im Stadtbezirk.

Die AfD schneidet am schlechtesten ab, wo Würzburg jung und international ist, Grün-Rot-Rot die absolute Mehrheit hat (Abbildung 10) und die Grünen am stärksten sind. Nur etwa drei Prozent der Wähler:Innen wollen hier mittels der AfD Veränderungen.

Die AfD schneidet am besten ab,

  • wo entweder der Anteil der Deutschen mit Migrationshintergrund besonders groß ist (Heuchelhof und Lindleinsmühle, Abbildung 20)
  • oder der Anteil der nichtdeutschen Bewohner:innen besonders niedrig (Rottenbauer, Abbildung 19).
Abbildung 33.

Ihre stärksten Ergebnisse holt die AfD in den Wahlbezirken 127 und 128: das ist der H1 genannte, in den 1970ern als erster gebaute Teil des Heuchelhofs – Straßburger Ring, Bonner, Brüsseler, Pariser und Den Haager Straße und Place de Caen.

Hier ist sie zweitstärkste Partei, nach der CSU.

Abbildung 34.

So analysiert die Fachabteilung Stadtumbau und Stadtentwicklung den H1 unter der Überschrift

„Scheitern eines Ideals

„Der Hochhausbereich des H1, der nach dem Leitbild der modernen Stadt konzipiert wurde, krankte in Realität sehr bald an seinen Idealen.“

Die „Modeerscheinung, in einer Großwohnsiedlung mit ihren Gemeinschaftseinrichtungen zu leben“, sei sehr schnell abgeebt. Die meisten Menschen strebten nach mehr Individualität, überschaubareren Wohnanlagen und einem eigenen Haus mit Garten.

Das mittelständische Klientel zog weg, finanziell schwächer gestellte Menschen zogen ein.

„Das soziale Gleichgewicht im H1“, so die städtische Analyse, „fing an zu kippen.“

Die Wohnungsbaugesellschaften hätten durch die Sozialwohnungen kaum Ertrag erwirtschaften können, „weshalb Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten auf das Notwendigste reduziert wurden“. Es habe keinen Grund mehr gegeben, in den H1 zu ziehen, „außer man war aufgrund seiner sozialen Lage dazu veranlasst“.

In den Neunzigerjahren zogen Zuwanderer:innen aus der untergegangenen Sowjetunion ein. „Die Suche nach neuen Wurzeln in einer fremden Heimat, Arbeits- und Perspektivlosigkeit förderten Suchtpotenziale sowie gewaltbereites Handeln. Vandalismus förderte die Angst im Quartier und festigte das schlechte Image des Heuchelhofs.“

1999 wurde der H1 in das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen.

Das „Wunder vom Heuchelhof“

2011 berichtet die Stadt Würzburg in der Imagebroschüre „Heuchelhof schafft Heimat“ über das „Wunder vom Heuchelhof“ und eine „Erfolgsgeschichte“ des H1: Man könne „die segensreiche Wirkung des Förderprogramms an vielen Ecken und Enden bewundern“.

Der Stadt sei gelungen, „ein schwach gewordenes Quartier in ein gutes Stadtviertel zu verwandeln“.

Unter anderem sie die Integration „so gut gelungen, dass sie inzwischen Vorbild für Würzburg und auch andere Städte“ geworden sei. Der H1 zeige „lebendig, wie man es machen muss, dass die Menschen verschiedener Nationen, Kulturen und Lebenswelten zu einer guten Gemeinschaft zusammenfinden“.

Die Stadtratswahl zeigt aber auch, dass ein Viertel der Wähler:innen im H1 eine Partei wählt, die von Faschisten und Rassisten durchdrungen ist.


Guter Journalismus kostet Geld!

Sie müssen nichts für meine Arbeit zahlen. Aber Sie können, wenn sie Ihnen etwas wert ist. Damit ermöglichen Sie mir das Weitermachen. Sie ermöglichen aber vor allem armen Leuten, die sich den Erwerb dieser Informationen nicht leisten könnten, die gesellschaftliche Teilhabe.

Wenn Sie hoch scrollen finden Sie rechts den Button „Spenden“.

Wollen Sie mit Paypal nichts zu tun haben? Schreiben Sie an post@schreibdasauf.info. Ich helfe Ihnen dann schon weiter.

Schreibe einen Kommentar