Gegen Juden und Muslime: AfD-Wahlkampf in Würzburg

Ein Wahlkampfstand der AfD wird abgeschirmt, in der Schönbornstraße in Würzburg.
Gelegentlich versammeln sich in Würzburg – wie hier am 22. Februar in der Schönbornstraße – Menschen mit Schirmen vor Infoständen der AfD. (Foto: Katja Ruprecht)

Die AfD argumentiert im Kommunalwahlkampf in Würzburg mit antisemitischen, islamfeindlichen und völkischen Aussagen. Oberbürgermeister Christian Schuchardt kündigt eine Anzeige an.

Herold Peters-Hartmann, der Vorsitzende der AfD Würzburg, sieht drei Blöcke in Deutschland: die Christen, die Muslime und die Juden, die „sehr, sehr viel Einfluss“ hätten, wirtschaftlich und kulturell.

Ein „ganz großes Problem“ sei das, erklärte er an einem AfD-Infostand in der Würzburger Innenstadt gegenüber MTA International, einem Medienportal der islamischen Gemeinschaft Ahmadiyya.

Der Traum vom homogenen Volk

Was Peters-Hartmann, Kandidat Nummer 5 der AfD für den Würzburger Stadtrat, und weitere AfD-Kandidaten sagten, ist in einem Video zu sehen, das MTA International auf YouTube veröffentlicht hat.

© MTA International Germany Studios

Der MTA-Reporter Muzafar Mehmood fragte nach, ob eine Demokratie nicht ausmache, dass sie „nicht nur ein homogenes Volk“ sei, „dass wir verschiedene Ansichten haben“.

Peters-Hartmanns Antwort: „Homogenes Volk. Das wäre ein Traum. Das wäre ein Traum.“

Im Video kommt auch Silvio Kante zu Wort, Vize-Chef der Würzburger AfD und Kandidat Nummer 6 fürs Rathaus. Vom Reporter nach seiner Meinung zum Islam gefragt, sagte er, im Koran stehe, „der Prophet“ stehe „über allen, das schließt den Staat ein“. Gelesen habe er den Koran aber nicht. „Da haben wir eine, sagen wir mal eine Schulung, eine Informationsveranstaltung gehabt, und da wurde das halt so mitgeteilt.“

Keine Diskussion mit Muslimen

Mehmood versuchte zu diskutieren. Im Koran stehe, Muslime hätten die Gesetze des Landes, in dem sie leben, zu achten, die AfD-Kandidaten würden sich die Sichtweisen islamistischer Terroristen zu Eigen machen und weitertransportierten.

Aus dem Video wird nicht klar, ob die beiden darauf eingingen.

Zu sehen ist, wie der Spitzenkandidat der Würzburger AfD sich dazugesellt, Wolfgang von Eyb, und sich als Islam-Experte vorstellt. Er behauptet, im Koran stehe, Muslime müssten Nichtmuslime töten. Als der Reporter widerspricht, verschwindet Eyb, vorgebend, einen Koran zu holen.

Dem Video zufolge ging er dem Reporter anschließend aus dem Weg, bis der ihn noch einmal ansprach. Vor der Kamera sagt der Kandidat schließlich, eine Unterhaltung ergebe wenig Sinn, wenn Mehmood, ein bekennender Muslim, keinen Widerspruch zwischen Koran und Grundgesetz sehe.

Mitten in Würzburg… Ich habe heute Abend noch Kontakt mit der Polizei aufgenommen und erstatte morgen Anzeige wegen…

Gepostet von Christian Schuchardt am Donnerstag, 27. Februar 2020

Am späten Donnerstagabend kündigte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt auf Facebook an, Anzeige zu erstatten. Er schrieb, „alte antisemitische Ressentiments“ würden „geschürt und alle Grenzen überschritten“. Er wolle nicht, dass „brauner Dreck“ Würzburg beschmutze. Einem Rathaus-Sprecher zufolge hat Schuchardt am Freitag die Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet.

Burkhard Hose, Pfarrer und katholischer Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Würzburg und Unterfranken, nennt „das angebliche christliche ‚Wir'“, von Peters-Hartmann redet, „eine antisemitische Konstruktion“. Er kündigt einen Kampf „mit allen rechtsstaatlichen Mitteln“ gegen Antisemitismus und Hass gegen Muslime an.

Die Äußerungen der AfD-Kandidaten für den Würzburger Stadtrat seien „auf das Schärfste zu verurteilen“. Hose kündigte am Freitag an, ebenfalls Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstatten.


Guter Journalismus kostet Geld!

Sie müssen nichts bezahlen für meinen Rechercheaufwand, für die Zeit fürs Schreiben und – in diesem Fall – fürs Risiko, das Journalist:innen eingehen mit der Berichterstattung über Rechtsextremist:innen.

Aber Sie können! (Schauen Sie mal rechts oben!)

So können Sie mich unterstützen, damit ich mir diese aufwändige Arbeit leisten kann. Und Sie unterstützen Leute, die zu wenig Geld haben für den Kauf journalistischer Arbeit.

Ich freue mich über den Euro von armen Leuten genauso wie über 100 Euro von den reichen.

Schreibe einen Kommentar