Wildes Würzburg!

Teil IV: Die Achtzigerjahre und das Autonome Kulturzentrum Würzburg

Autonomes Kulturzentrum Würzburg
Das Schild mit dem markanten Schriftzug hing über den Hofeingang des AKWs in der Martin-Luther-Straße 4. (Foto: Galvagni/Main-Post)

Als eine trinkfreudige Vollversammlung 1983 das Senken der Bierpreise beschließen will, revoltieren die Mitarbeiter:innen. Das Autonome Kulturzentrum bekommt keine Zuschüsse, die Kultur wird aus dem Zapfhahn finanziert, es geht um die Existenz des Ladens.

Sie putschen, setzen die Vollversammlung als höchstes Entscheidungsgremium ab und übernehmen als Kollektiv den Laden: zwei Dutzend Männer und Frauen, bunt zusammengewürfelt, 20 bis 40 Jahren alt. Sie träumen von einer Kultur für alle, von Emanzipation, gesellschaftlicher Teilhabe und hierarchiefreiem Arbeiten.

Die heterogene Truppe wird zusammengehalten von einer diffusen Sehnsucht nach neuen Arbeits-, Lebens- und Gesellschaftsformen.

Das AKW ist das wilde, garstige Kind der schnell wachsenden links-alternativen Szene in Würzburg. Hier schlägt der harte Puls der Achtziger, des letzten Jahrzehnts des Kalten Krieges, der Anti-Kernkraft-, Hausbesetzer- und Friedensbewegung, der Volkszählungs-, Startbahn-West- und WAA-Gegner:innen, mit unerhörter Musik und nie gesehenem Theater, endlosen Debatten und zahllosen Protesten, Polizeieinsätzen und rauschenden Festen.

Ich war als AKW-Mitarbeiter mittendrin. In Bildern und Tönen und vielen Geschichten erzähle ich, was da los war, wie es funktioniert und nicht funktioniert, Spaß und keinen Spaß gemacht hat.


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