Eine etwa 100köpfige Jury hat den freien Journalisten Juan Moreno zum „Journalisten des Jahres 2019“ gekürt.
Moreno verdient diese Auszeichnung wie nur wenige. Er deckte die preisgekrönten Betrügereien des Spiegel-Redakteurs Claas Relotius auf, die der Spiegel selbst ermöglicht hatte durch ein Redaktionsklima, in dem elitäre Selbstbesessenheit und ein gravierender Mangel an journalistischem Ethos herrschten.
Moreno, der als Freiberufler auch für den Spiegel arbeitete, setzte sich gegen vehemente Widerstände im Haus durch, wohlwissend, dass er damit seine wirtschaftliche Existenz riskiert.
„Angesichts der Widerstände, mit denen wir alle zu tun haben … lassen wir uns etwas daraus lernen, etwas, das vielleicht bleibt: das Trotzdem.“
Juan Moreno
Das Medium Magazin richtet den Preis „Journalist des Jahres“ aus. Moreno lässt in seiner sehr eigenen und großartigen Rede zur Preisverleihung ahnen, wie hart sein Kampf war und was er und seine Familie auszustehen hatten.
Unter Journalist:innen gibt es eine große Kraft und Leidenschaft für den Beruf, unbedingtes Ethos und das Streben nach Selbstverbesserung.
Es gibt aber allerdings die Gleichgültigkeit und Verantwortungslosigkeit, die es woanders auch gibt. Kolleg:innen sonnen sich in ihrer relativen Prominenz, beantworten Widerstände mit Opportunismus, meiden Aufwand und Ärger, denken in Reichweite statt ethisch.
Der ganzen Zunft gibt Moreno am Ende seiner Rede auf: „Angesichts der Widerstände, mit denen wir alle zu tun haben … lassen wir uns etwas daraus lernen, etwas, das vielleicht bleibt: das Trotzdem.“
Literaturtipp
Juan Moreno: Tausend Zeile Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus. Rowohlt Berlin, 2019